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WagnerEduard Wagner
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Wer aus Stroh sein Häuslein macht, hat viel drüber nachgedacht.

Baurecht - 02.06.2025

Das Thema „Nachhaltigkeit“ ist von Baustellen nicht mehr wegzudenken. Tagtäglich erleben wir, wie in unserer Region beträchtliche PV-Anlagen oder von der DGNB zertifizierte Gebäude entstehen. Auch die Wahl der Baustoffe wird maßgeblich von nachhaltigen Überlegungen mitbestimmt. Nur eine thematische Eintagsfliege und vergänglich wie der letzte Sonnenstrahl? Weit gefehlt!

Schon vor über zehn Jahren entschied sich beispielsweise der FUN Hondelage in Braunschweigs Norden sein Naturerlebniszentrum mit Stroh zu errichten.

Nach intensiver Planung musste die Bauherrin besondere Strapazen wie das penible Trocknen des überwiegend aus eigenem Anbau stammenden Strohs (inkl. eines erforderlichen Nachweises der Trockenheit), das händische „Rasieren“ der in die Gefache eingebrachten Dämmung, das nächtliche Abdecken der unverputzten Wände und dergleichen meistern.

Auch juristisch sind solche Projekte nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, damit aus dem Strohhaus kein Luftschloss wird. So müssen auch aus Feldfrüchten errichtete Gebäude die Anforderungen an Brandschutz, Statik und Co. erfüllen. Für Stroh als Baustoff existiert zwar eine allgemein bauaufsichtliche Zulassung. Allerdings ist die Verwendung als lasttragendes Bauteil ausdrücklich ausgeschlossen, sodass der Bauherr immer eine Zustimmung im Einzelfall einholen muss, § 20 NBauO.
Eine positive CO2-Bilanz täuscht auch nicht über einen Verstoß gegen die allgemein anerkannten Regeln der Technik hinweg. So wird man auch an ein Strohhaus dieselben Anforderungen an Schallschutz und Haltbarkeit etc. stellen, wie an ein konventionell errichtetes Gebäude - selbst wenn der Wolf hustet und prustet, muss das Häuschen bestehen. Denn die allgemein anerkannten Regeln der Technik gelten auch ohne ausdrückliche Erwähnung als vereinbarter Mindeststandard (BGH, Urteil vom 10.07.2024 - VII ZR 55/13).

Mit nachhaltigem Bauen sind also regelmäßig auch besondere Herausforderungen verbunden. Doch Sie sehen: Braunschweig kann Nachhaltigkeit!